Über uns

Die erste Fachstelle wurde erst 1948 von der Pflegekinder-Aktion initiiert. Sie bot Weiterbildungsmöglichkeiten für Pflegefamilien an und sorgte dafür, dass die Kinder- und Jugendhilfe in der Schweiz erstmals in einen fachlichen und wissenschaftlichen Diskurs eingebunden wurde.

In den 1990er Jahren traten neben den traditionellen Kinderheimen vermehrt auch die neue Form der begleiteten Familienpflege auf den Plan. Dabei handelte es sich meist um private Initiativen, da der öffentliche Spardruck zu dieser Zeit gross war. Die ersten Schritte der Familienpflege entwuchsen daher aus viel sozialem Engagement und einem ausgeprägten Sinn für Gemeinschaft und Solidarität.

In den frühen 2000er Jahren kam es intensiviert zu Zusammenarbeiten zwischen der professionalisierten Heimlandschaft und des nicht professionalisierten Pflegekinderbereichs, um Heimkinder Wochenendaufenthalte in Pflegefamilien zu ermöglichen. Dabei wurden strukturelle Probleme ersichtlich, denen sich Interessengruppen aus Familienplatzierungsorganisationen, allen voran die DAF (Dienstleistungsanbietende in der Familienpflege) gehörten, annahmen und eine Verbesserung im Bereich der ausserfamiliären Platzierung von Kindern erreichen wollten.

Ihre hartnäckigen Bemühungen führten entscheidende Verbesserungen herbei. Im Jahr 2004 wurde in der Schweiz wie auch in zahlreichen anderen europäischen Ländern das Projekt «Quality4Children» lanciert. Aufgrund der UN-Kinderrechtskonvention wurden gemeinsam mit Betroffenen qualitative Standards für die Fremdunterbringung von Kindern in ausserfamiliärer Betreuung erarbeitet.

Der Zusammenschluss verschiedener Fachstellen unter dem Netzwerk IPK (Institutionelle Pflegeplätze für Kinder und Jugendliche) produzierte erstmals Richtlinien für die Qualitätsentwicklung und -sicherung in der Arbeit der DAF, auf denen später auch das Integras-Qualitätslabel aufbaute.

Zudem wurde ab den 2010er in der Schweiz erstmals eine öffentliche Debatte über die Schicksale der Verdingkinder geführt. Staatliche Stellen, Heime und Pflegefamilien sahen sich mit Fehlern aus der Vergangenheit konfrontiert. Dies setzte einen wichtigen Prozess in Gange, der unter anderem dazu beitrug, dass Eignungsabklärungen von Pflegefamilien um einiges kritischer und fachgerechter durchgeführt wurden.

All diese Entwicklungen leisteten ihren Beitrag zur Erreichung eines Meilensteines für die DAF und die Pflegefamilien: Die Gesetzesrevision der Verordnung über die Aufnahme von Pflegekindern (PAVO), die die Rechte von Kindern gesetzlich stärkten und ihren Schutz erhöhten. Ihr gingen viele Bemühungen voraus, das Tabu rund um Pflegekinder zu brechen und ihre Rechte auf Schutz, Förderung und Partizipation ins Zentrum des Gesetzes zu stellen. Die im Jahr 2014 in Kraft getretene PAVO führte zu einer Professionalisierung im Pflegekinderbereich. Diese Entwicklungslinie in Richtung einer stärkeren Fachlichkeit wurde auch kontinuierlich mitgetragen von den über 60 DAF, die sich in den letzten 25 Jahren gegründet haben und im Auftrag staatlicher Stellen pflegebedürftige Kinder in Familien platzieren und diese betreuen. Da es jedoch nie einheitliche Qualitätsstandards gab, variierten die Dienstleistungen der verschiedenen DAF stark. Hilfesuchenden und Auftraggebenden fehlten Orientierungsmöglichkeiten.